30 - klingt nicht schlecht!
Frahnow wirft einige Streiflichter auf sein Berufsleben: "Klingt nicht schlecht, wenn man zum 30. beglückwünscht wird. Leider waren diesmal aber nicht die Lebensjahre, sondern die Arbeitsjahre im kirchlichen Dienst gemeint.
Seit 1. Mai 1991 war ich in der Evangelischen Flüchtlingsseelsorge Berlin e.V. tätig, einem kleinen Verein in Berlin (West) mit großer Geschichte. Im Zentrallager Berlin Marienfelde wurden seit Jahrzehnten Flüchtlinge (Heimkehrer) aus den Ostgebieten aufgenommen. Auch DDR-Bürger, freigelassene Gefangene, Prominente, die da blieben (wie Manfred Krug), oder Leute, die es anders geschafft haben rüber zu kommen, gehörten dazu. Als ich anfing waren noch 13.000 DDR-Flüchtlinge im Lager.
Meine Aufgabe war aber in Peitz die Begleitung der Aussiedler in der Landesaufnahmestelle für Aussiedler für das Land Brandenburg. Etwa 55.000 Menschen wurden dort in meiner Zeit aufgenommen und in der Regel nach 4-6 Wochen in die Landkreise verteilt. Bewegende humanitäre Härtefälle forderten von Anfang an sehr heraus und begleiteten diese Zeit. "Helft den Rechtlosen zum Recht." Das trieb mich bis hin zu spektakulären Aktionen an.
Am 1.7.2007 wechselte ich in die Behindertenhilfe der Caritas. Hier war Friede und es wäre vielleicht auch noch länger so geblieben, wenn nicht die UN-BRK 2009 von der Bundesregierung ratifiziert worden wäre. Das neue Rechtsverständnis, welches damit aufgenommen wurde, zündete wieder den Impuls, Menschen zu ihrem Recht zu verhelfen.
Ein großes Projekt, welches ich initiieren und bis 2014 begleiten durfte, war die Wandlung der Förderschule der St. Florianstiftung in Neuzelle zu einer integrativen Grundschule für alle. Die Schule feiert in diesem Jahr (wenn sie darf) ihr 10-jähriges Bestehen und ist der beste Ort für Kinder, den ich kenne, ob mit oder ohne Behinderung.
Ein bisschen Russland ist mir mit der Begleitung der Caritas St. Petersburg geblieben und damit die stetige Erinnerung, dass ich dankbar sein kann und wir es in Deutschland gut haben.